Ein sicherer Ort mit Raum und Zeit für kognitiv eingeschränkte Menschen

Sandra Lühl // Stellvertretende Pflegedirektorin

Sandra Lühl // Pflegedirektorin

Patienten unserer geriatrischen Fachklinik profitieren seit dem Jahr 2016 von einem preisgekrönten Pflegekonzept (Friederike-Fliedner-Pflegepreis 2017) für Menschen mit Demenz. Die besondere Tagesbetreuung führt nicht nur beim Patienten zu einer Verbesserung der Behandlungsqualität, auch für die Mitarbeiter/innen unseres Hauses werden so Synergien und Fähigkeiten bestens genutzt. Was wir mit dem Konzept „Sophienstübchen“ verbinden, erläutert Frau Sandra Lühl, unsere Pflegedirektorin:

Frau Lühl, warum sind Krankenhausaufenthalte für kognitiv eingeschränkte oder an Demenz erkrankte Menschen so risikoreich?

Der Fokus im Krankenhaus wird nicht selten einseitig auf die körperlichen Beschwerden der Patienten gerichtet. Psychische Problemstellungen werden zu wenig berücksichtigt, oder es fehlt den behandelnden Berufsgruppen an Hintergrundwissen. Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen im Krankenhaus meist nicht ausreichend auf demenzkranke Patienten ausgerichtet sind.

Was bedeutet dies konkret?

Die dementen Patienten können sich in der Regel an starre Zeitvorgaben oder Abläufe bestimmter Untersuchungen, Therapien und Visiten nicht anpassen. Es fehlt häufig an räumlichen Orientierungshilfen, an Beschäftigungsmöglichkeiten und an einer der Demenz angemessenen Tagesstrukturierung, was zu unnötigen Ängsten oder Unsicherheiten führt.

Was haben Sie verändert, um diese Ängste abzubauen?

Wir haben mit unserem „Sophienstübchen“ eine Tagesbetreuung mit besonders geschultem und interessiertem Personal in einem sicheren, wohnlichen Umfeld geschaffen. Es gibt tagesstrukturierende Maßnahmen wie gemeinsame Mahlzeiten, Gruppenaktivitäten wie Singen, Ballspielen, Erzählen, Vorlesen oder demenzgerechte Ratespiele sind für die Patienten wohltuend. Sie haben immer einen Ansprechpartner und müssen keine Rufanlage bedienen, bis eine Pflegefachkraft kommt. Notwendige Therapien wie z. B. Ergotherapie, Physiotherapie und ärztliche Visiten begleiten dabei natürlich unsere Patienten.

Und was sehen Sie an Ergebnissen?

Insgesamt ist zu beobachten, dass diese Menschen von einer angepassten Umgebung und Betreuung erheblich profitieren. Sie sind wacher, aufmerksamer und konzentrierter. Die Stimmung wird deutlich besser, und die Patienten sind offener für andere Therapien. Der Umgang mit ihnen verbessert sich, weil sie nicht auf ihre Defizite hingewiesen werden, sondern an ihren Ressourcen angeknüpft wird.

Das hört sich sehr nach einem sicheren Ort mit Raum und Zeit an. Was passiert aber nach dem Krankenhausaufenthalt?

Es gibt viel über dieses Krankheitsbild und den Umgang mit dem Erkrankten zu erzählen. Wir beraten daher auch gerne die Angehörigen und gewähren im Rahmen des Entlassmanagementes einen professionellen Übergang in die Häuslichkeit oder Anschlussbehandlung.